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Yelling Hen – ein Spiel wie Unterricht

Vielen Dank an Andreas Hofmann, der dieses Spiel (als „Chicken Scream“ für Apple-Geräte) auf der „molol 2019“ in Oldenburg die 400 Anwesenden im vollbesetzten Hörsaal der Universität spielen ließ und die Konferenz damit auf eine sehr SPEZIELLE Art eröffnete.

In diesem Schuljahr wollte ich die jeweils erste Stunde in den neuen Klassen nach der üblichen Gabe der Informationen zum Fach und seinen jeweiligen Bedingungen mit ein paar Runden Yelling Hen beginnen. Am Vorabend des ersten Einsatzes fiel mir auf, dass das Spiel mehr ist als ein Zeitvertreib, dass es – und die Art wie es gespielt wird – sehr viele Parallelen zum Unterrichtsgeschehen hat. Umso besser, so bleibt das Spiel nicht bloßes Spiel, sondern hat einen MEHRWERT.

Worum geht es in diesem Spiel?

Mittels Geräusche (Summen, Klatschen, Schreien …) hat man – in diesem Fall gemeinsam – ein Huhn zu steuern. Leise Geräusche lassen das Huhn marschieren; damit es über’s Wasser zur nächsten Insel springt, benötigt es sehr laute Geräusche. Fällt das Huhn ins Meer, ist es und auch das Spiel verloren. Es ist schwierig.

Am Vorabend des ersten Unterrichtseinsatzes gelang es mir, sechs Punkte zu erreichen. Diese Punktezahl wurde von der Klasse W12a erreicht, aber nicht überboten. Die S11b stellte dann den aktuellen Rekord von 9 Punkten auf. Ein Video finden Sie unterhalb des Artikels.

Die Lernkräfte hatten sichtlich Spaß an dem Spiel. In jeder Klasse ging es zunächst sehr WILD und unkoordiniert zu, man schrie, brummte oder klatschte gemäß eigener subjektiv wahrgenommener Notwendigkeit. Eine chaotische VERANSTALTUNG. Doch durch Erfahrungen kamen die Lernkräfte zu der Erkenntnis, dass es zielführender ist, wenn man „unisono“ spielt. Ja, es war beeindruckend zu erleben, dass die Klassen jeweils so harmonisch spielten, als wären sie Mitglieder eines Orchesters. Man klatschte nahezu im selben Rhythmus.

Nach mehreren Spielrunden stellte ich in den Klassen dann die Frage: „Warum könnten wir das gespielt haben? Welche Parallelen erkennen Sie zum Unterrichtsgeschehen?“

Hier die Antworten der Lernkräfte:

  • „Es geht um den Klassenzusammenhalt, dass wir als Team koordiniert arbeiten.“
  • „Man lernt, über seinen Schatten zu springen. Schreien traut sich nicht jeder.“
  • „Es geht um Ehrgeiz, dass man sich verbessert, aus Fehlern lernt.“
  • „Man baut aufeinander auf, hilft sich gegenseitig.“
  • „Man muss manchmal auch ganz leise sein, damit es weitergeht.“
  • „Manchmal muss man mehr Kräfte aufwenden, manchmal ist es entspannter! So wie im Laufe eines Schuljahres.“
  • „Auch in der Schule muss man Hindernisse überwinden, Gräben überwinden.“
  • „Man lernt aus Fehlern.“
  • „Es gibt verschiedene Wege ans Ziel.“
  • „Man erkennt die Persönlichkeiten der Lernkräfte: manche gehen ohne Hemmungen ran, andere sind eher zurückhaltend.“
  • „Es gibt einen Konkurrenzkampf mit der Parallelklasse.“
  • „Wie im Spiel haben wir auch hier ein gemeinsames Ziel!“

 

Während des Spiels hatte ich mir die gegenseitigen Zurufe der Lernkräfte notiert. Bemerkenswert: Viele der Kommandos, die sie sich während des Spiels gegeben hatten, hätten auch aus dem Unterricht stammen können. Die las ich den Lernkräften anschließend vor und sagte: „Berücksichtigt diese Empfehlungen bitte auch während des Unterrichts“.

Hier sind die Kommandos/Empfehlungen.

  •  „Es darf immer nur einer klopfen!“
  • „Macht doch mal alle mit!“
  • „Wir müssen uns motivieren!“
  • „Teamarbeit, Leute!“
  • „Wir müssen koordiniert sein!“
  • „Du musst aktiv sein!“
  • „Ihr müsst mit mir arbeiten, nicht gegen mich!“
  • „Vielleicht mal komplett leise sein!“
  • „Habt Vertrauen!“
  • „Man muss länger durchhalten!“
  • „Zusammenhalt, dann schaffen wir das!“
  • „Oh, ich darf nicht mitschreien!“

 

Meine Schlussüberlegungen:

Die Lernkräfte lernen in dem Spiel, aufeinander zu hören und auf die Beiträge der Mitlernkräfte angemessen zu reagieren: „Ist es im Klassenzimmer zu laut, sollte ich mich zurückhalten. Ist es zu leise – im Sinne von zu geringer Mitarbeit – sollte ich vielleicht mal aktiv werden.“ Also: Zu laut ist nix, zu leise ist nix.

Für mich ist das Spiel ebenso wie die Marshmallow-Challenge ein wunderbarer warm-upper, ein EISBRECHER, damit sich die Lernkräfte zum Schuljahresbeginn in lockerer Atmosphäre kennenlernen, miteinander interagieren und einem gemeinsamen Ziel widmen können.

Und eines zeigt die Yelling Hen auch: Schule kann Spaß machen, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren.